Hinter den Kulissen: Unsere Herausforderungen und Grenzen
Unser Insel- und Wirtschaftsmodell konfrontiert uns mit Realitäten, die nicht immer mit unseren Vorstellungen und Zielen übereinstimmen. Im Sinne der Transparenz – ein Wert, den wir bei Attitude Hotels sehr schätzen und der durch unsere B-Corp-Zertifizierung untermauert wird – möchten wir Sie über die wichtigsten Einschränkungen informieren, mit denen Attitude Hotels konfrontiert sind.
Hierbei beziehen wir uns hauptsächlich auf Mauritius, wo wir geboren und aufgewachsen sind und wo wir den besten Überblick über unsere Aktivitäten haben. Dieser klare und transparente Ansatz gilt aber auch genauso für Sansibar.
Diese Seite ist von Veja, einem anderen B-Corp-Unternehmen, inspiriert. Veja hat eine ähnliche Vorgehensweise und die Grenzen ihres Projekts dargelegt – Herausforderungen, die sie (noch) nicht bewältigen konnten. Jetzt sind wir an der Reihe.

Flugreisen: ein anhaltendes Paradoxon
Wie können wir von Nachhaltigkeit sprechen, wenn unsere Tätigkeit auf einer Branche mit einem der höchsten CO2-Fußabdrücke beruht? Als Insel ist Fliegen die einzige Möglichkeit, nicht nur ein Punkt auf der Landkarte zu sein. Diese geografische Gegebenheit belastet erheblich den CO2-Fußabdruck unserer Gäste und unserer Lieferanten.
Angesichts dieser Realität sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Emissionskompensation ist eine Lösung, aber die Transparenz und Wirksamkeit dieser Initiativen wird noch immer diskutiert.

Statt wirkungsloser Kompensation oder Greenwashing fördern wir nachhaltige Erlebnisse, die in der mauritischen Kultur verwurzelt sind und die lokale Entwicklung stärken.
Energie: Schatten im Sonnenschein
Mauritius ist ein sonniges Land. Dennoch stammen 80 % der Energie noch immer aus fossilen Brennstoffen. Wir sind derzeit noch auf das öffentliche Stromnetz angewiesen, und unsere Umstellung auf Solarenergie wird durch technische (ungeeignete Dächer und Infrastruktur, Platzmangel) und wirtschaftliche (hohe Kosten und ein unattraktives Rückkaufmodell) Einschränkungen gebremst. Die Umstellung wird nicht über Nacht erfolgen, aber wir streben bis 2027 eine Wende an.

Solarenergie ist in das Kerndesign unseres neuen Hotels in Sansibar integriert. Ab Eröffnung werden 50 % des Energiebedarfs durch Solarenergie gedeckt, mit dem Ziel, bis 2028 80 % zu erreichen.



All-inclusive: Alles, aber zu welchem Preis?
All-inclusive ist ein fester Bestandteil der Branche, doch hinter dem Komfort eines All-inclusive-Aufenthalts verbirgt sich das Problem von Verschwendung und übermäßigem Konsum. Interne Praktiken (wie genaue Prognosen zur Gästezahl, maßgeschneiderte Küche oder die Verwendung überschüssiger Lebensmittel für unsere Kantine) haben dieses Risiko noch nicht vollständig eliminiert.
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Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, nicht konsumierte und nicht servierte Überschüsse von unseren Buffets für die Mahlzeiten unseres Personals zu verwenden. Wenn das nicht möglich ist, spenden wir sie an lokale Schweinezuchten.
Unsere logistische Abhängigkeit
Mauritius ist eine Insel mit begrenzten Ressourcen. Durch die heimische Produktion können nicht alle Bedürfnisse gedeckt werden, und nur wenige Rohstoffe werden vor Ort produziert. Notgedrungen sind wir auf Importe per Schiff und Flugzeug angewiesen.
Dennoch legen wir im mauritischen Gastgewerbe einen relativ hohen Wert auf regionale Beschaffung. 52 % unseres Speisen- und Getränkeangebots stammen von zertifizierten Herstellern mit dem Label „Made in Moris“. Dadurch stellen wir sicher, dass die Produkte zu 100 % von regionalen Partnern des Programms hergestellt werden. Bei Renovierungen stammen rund 70 % unserer Möbel aus mauritischen Werkstätten. Das ist nicht immer der einfachste oder günstigste Weg, aber er ist der sinnvollste.
Unsere Alternativen sind schrittweise und partiell, aber wir fördern sie kontinuierlich durch jedes Projekt mit einem lebendigen Ökosystem aus mauritischen Künstlern, Kunsthandwerkern und Unternehmern. In diesem Zusammenhang liegt uns die Unterstützung der 250 anderen zertifizierten Unternehmen mit dem Label „Made in Moris“ besonders am Herzen, da wir uns gegenseitig unterstützen.

Hotelservice: Anspruchsvolles Tempo
Eine weitere zentrale Herausforderung: Personal. Ein erstklassiges Erlebnis zu bieten, stellt hohe Anforderungen an die Hotelteams. Je nach Position kann die Arbeitszeit bis zu sechs Tage pro Woche betragen – insbesondere in der Hochsaison. Wir stellen ständig neue Mitarbeiter ein, um die Arbeitsbelastung besser zu verteilen und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu fördern.

Unser Hauptziel: jedem Teammitglied einen zusätzlichen freien Tag pro Monat zu gewähren und so sicherzustellen, dass einmal im Monat zwei aufeinanderfolgende freie Tage stattfinden.
Klimawandel
Stranderosion, Korallenbleiche, Wasserknappheit … Mauritius ist vom Klimawandel besonders betroffen. Diese Herausforderung geht weit über uns hinaus, und die globale Dynamik setzt unseren Möglichkeiten unweigerlich Grenzen. Aber heißt das, dass wir nichts tun sollten? Sicher nicht.
Wir handeln: Wir sanieren Strände, schützen Meerestiere und passen unsere Infrastruktur an die klimatischen Gegebenheiten an. In diesem Geist haben wir das Marine Discovery Centre gegründet – einen Ort, der sich der Sensibilisierung und dem Schutz der Lagune widmet – und die Attitude Foundation, die konkrete Umweltinitiativen unterstützt.

Unser Handeln wird den Klimawandel nicht aufhalten, aber es kann zumindest dazu beitragen, seine Auswirkungen auf unsere Insel zu begrenzen.


Ehrlich. Unvollkommen. In Bewegung.

«Einige dieser Grenzen sind strukturell bedingt, andere beruhen auf bewussten Entscheidungen, die wir übernehmen – auch wenn wir sie fortlaufend hinterfragen. Manche werden wir abbauen, doch andere werden hinzukommen. Es geht also nicht um Perfektion, sondern um ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Anforderungen, operativen Zwängen und nachhaltigen Ambitionen. Die konkreten und durchdachten Maßnahmen, die wir ergreifen – teils entgegen gängiger Branchenstandards – tragen zu diesem Gleichgewicht bei. Und genau so, Schritt für Schritt, gehen wir unseren Weg weiter.»
Juliette Deloustal, Nachhaltigkeitsmanagerin